Euronorm DIN EN 1062-1

Informationsblatt.

1. Hintergrund
EN 1062-1 legt Kriterien fest, nach denen die Eignung eines Beschichtungssystems für eine bestimmte Anwendung beurteilt werden kann und dient als Grundlage für die Verständigung zwischen Hersteller und Anwender. Dies soll helfen, technische Handelshemmnisse zu beseitigen.
Der Hersteller eines Beschichtungssystems ist dafür zuständig, die Systeme hinsichtlich Anwendung und Aussehen einzuordnen.

Beschreibung
Glanz/Reflektometerwert
Schichtdicke
Korngröße
Wasserdampf-Diffusionsstromdichte
Durchlässigkeit für Wasser
Rissüberbrückung
Kohlenstoffdioxid-Durchlässigkeit
Übersicht der Klassen

2. Anwendung
Das Folgende gilt für wasserverdünnbare und lösemittelverdünnbare Beschichtungssysteme, zur An-
wendung im Neubau und bei Renovierungsarbeiten und/oder bei der Vollerneuerung von Oberflächen. Solche Arbeiten werden auf mineralischen Substraten oder Beton im Außenbereich, wie Wänden und anderen Bauteilen im Hoch- und Ingenieurbau, durchgeführt.
 
Beschreibung
Eine Beschreibung nach dem Bindemitteltyp ist von demjenigen Bestandteil des Bindemittels abzuleiten, der für die charakteristischen Eigenschaften des resul-
tierenden Beschichtungssystems maßgebend ist.

Das Bindemittel ist z.B. unter Verwendung folgender Fachbegriffe für Bindemittel anzugeben: Acrylatharz, Alkydharz, Bitumen, Zement, Chlorkautschuk, Epoxydharz, gelöschter Kalk, Öl, Polyester, Wasserglas, Siliconharz, Polyurethan, Vinylharz.


Glanz/Reflektometerwert
Der Glanz ist als Reflektometerwert (G) nach EN ISO 2813 zu bestimmen.
 
Klasse Messwinkel Anforderung
G1 glänzend a 60° > 60
G2 mittlerer Glanz b 60°
85°
= 60
> 10
G3 matt 85 = 10

a Je nach nationalen Gepflogenheiten kann "glänzend" variieren und z.B. als
   "hochglänzend" bezeichnet werden.

b Je nach nationalen Gepflogenheiten kann "mittlerer Glanz" variieren und
   z.B. als halbglänzend, halbmatt oder seidenglänzend bezeichnet werden.

Falls der bei 60° gemessene Reflektometerwert unter 10 liegt, muss die Messung bei 85° wiederholt werden. Der bei 85° erhaltene Wert bestimmt die Klasse.


Schichtdicke
Die Schichtdicke E (in µm) ist aus dem Verbrauch nach folgender Gleichung zu berechnen:
E = (V * NV)/100

V ist der Verbrauch in Milliliter je Quadratmeter (ml/m2). NV ist das Volumen an nichtflüchtigen Anteilen, angegeben als Volumenanteil in Prozent, bestimmt nach ISO 3233.

 
Klasse Anforderung in µm
E1 = 50
E2 > 50
= 100
E3 > 100
= 200
E4 > 200
= 400
E5 > 400

Angaben sind in einem Datenblatt zu machen. Diese können als Schichtdicke selbst und/oder Verbrauch in l/m2 oder als Ergiebigkeit in m2/l des Beschichtungsstoffes ausgedrückt werden, vorzugsweise als ein Bereich.


Korngöße
Eine Einteilung nach der Korngröße muss auf der Größe der größten Teilchen basieren, die im dispergierten Zustand in ausreichender Menge vorhanden sind, um die Oberflächenstruktur des Beschichtungssystems zu beeinflussen.
 
Klasse a Anforderung
in µm
Prüfverfahren
S1 fein < 100 EN 1524
S2 mittel < 300 ISO 787-7 oder EN ISO 787-18
S3 grob < 1.500 ISO 787-7 oder EN ISO 787-18
S4 sehr grob > 1.500 ISO 787-7 oder EN ISO 787-18

a Die Einteilung bezieht sich auf die Korngröße und nicht auf eine Beschreibung
   der Beschichtung.


Wasserdampf-Diffusionsstromdichte
Die Wasserdampf-Diffusionsstromdichte bestimmt die Masse Wasserdampf, die innerhalb einer vorgegebenen Zeit durch die Beschichtung diffundieren kann. Anhand dieses Wertes lässt sich der Einfluss der Beschichtung auf das Feuchteverhalten des Substrates beurteilen. Eine Fassadenbeschichtung sollte eine niedrige Wasserauf-
nahme aufweisen, andererseits aber auch ausreichend durchlässig sein für Wasser-
dampf, damit der Untergrund im Falle einer Durchfeuchtung rasch austrocknet. Als ideal werden Beschichtungen angesehen mit einem W-Wert kleiner 0,1 kg/m= * h0,5 und einem sd-Wert kleiner 0,1 m.
 
Klasse Anforderung
g/(m2 . d)             ma         
V0   keine Anforderung
V1 hoch > 150       < 0,14
V2 mittel = 150   
> 15   
   = 0,14
   < 1,4
V3 niedrig = 15       = 1,4

a Werte für die diffusionsäquivalente Luftschichtdicke (sd) nach EN ISO 7783-2


Durchlässigkeit für Wasser
Die Durchlässigkeit für Wasser (W) ist nach EN 1062-3 zu bestimmen. Je kleiner der W-Wert, desto geringer die Wasseraufnahme.
 
Klasse Anforderung
kg/(m2 . h0,5)
W0   keine Anforderung
W1 hoch > 0,5
W2 mittel = 0,5
> 0,1
W3 niedrig = 0,1

Anhand dieser Eigenschaft lässt sich der Widerstand des Beschichtungssystems gegen das Eindringen von Wasser beurteilen.


Rissüberbrückung
Rissüberbrückung (A) ist nach prEN 1062-7, Verfahren A zu bestimmen.
 
Klasse Anforderung
µm          bei einer Geschwindigkeit
   in mm/min von
A0 keine Anforderung
A1 > 100           -
A2 > 250        0,05
A3 > 500        0,05
A4 > 1.250        0,05
A5 > 2.500        0,05

Die Prüftemperatur für die Einteilung A1 ist 23°C.
Als Prüftemperatur für die Klassen A2 bis A5 wird - 10°C empfohlen. Andere Prüf-
temperaturen können zwischen den Vertragspartnern vereinbart werden, z.B. 10°C,
0°C, - 10°C, - 20°C, - 30°C und - 40°C. In diesem Fall ist die Prüftemperatur in Klammern nach der Klasse anzugeben, z.B. A4 (- 20°C).


Kohlenstoffdioxid-Durchlässigkeit
Die Kohlenstoffdioxid-Durchlässigkeit (C) ist nach prEN 1062-6 zu bestimmen.
 
Klasse Anforderung
g/(m2 . d)         ma         
C0 keine Anforderung
C1 < 5       > 50

a Werte für die diffusionsäquivalente Luftschichtdicke (sd) nach EN ISO 7783-2.



Klassen-Übersicht
Eine Bezeichnung für das Produkt ist durch den Hersteller zumindest im Produkt-
datenblatt anzugeben. Folgendes ist, wie oben beschrieben, anzugeben:
 
EN 1062-1 Diese Europäische Norm
Gi Glanz (Reflektometerwert)
Ei Schichtdicke (fest)
Si Korngröße
Vi Wasserdampf-Durchlässigkeit
Wi Durchlässigkeit für Wasser
Ai Rissüberbrückung
Ci Kohlestoffdioxid-Durchlässigkeit

Beispiel: für die Bezeichnung für eine Beschichtung, die glänzend ist, mit einer Schichtdicke (fest) von 50 µm bis 100 µm, der Korngröße fein, einer Wasserdampf- Durchlässigkeit > 15g/(m2 . d) bis = 150 g/(m2 . d), einer Durchlässigkeit für Wasser von > 0,1 kg/(m2 . h0,5) bis = 0,5 kg/(m2 . h0,5) und keinen Anforderungen an die Rissüberbrückung und an die Kohlestoffdioxid-Durchlässigkeit:

 
 
 
Quelle: Herbol-Informationsblatt 07/2003